Dieter Sperl

was über poetische texte schon gesagt worden ist

ich treffe eine auswahl. und die ganz bestimmt. nicht von ausgemachten regeln sich herleiten läßt. vielmehr: aus meiner beschäftigung/begegnung mit texten, gedichten verstreute aufmerksamkeiten, über jahre, nicht zufällig. die poetische sprache ist zurückgeblieben im besten fall ein wenig voraus. wir werden auf macharten gelenkt, wir erziehen uns in techniken, fallen in rhythmen, stellen erkenntnistheoretische akte fest, positionierungen von wahrnehmung, sprach- und denkfelder. das ereignis ist während des lesens, versprochen/verschieden, wir lesen ein gedicht, später, nichts passiert, jahre später, von mal zu mal, verschieden, fängt es an, hört es sich auf, hören wir auf, das gedicht, vielleicht. das passieren, die bewegung, dass wir bewegt werden in mehrerer hinsicht, hängt von den lesegewohnheiten ab, von unseren gewohnheiten also, die es aufzusprengen gilt, in fallen zu locken, oder woandershin. die wirklichkeits- oder sprachmodelle, die wir haben, immer wieder aufreißen, die luft hereinlassen. die wahrscheinlichkeit, daß etwas passiert, von fall zu fall, gering. das interesse, für lyrik, im besten fall, von der öffentlichkeit, nicht gegen null zu lesen. die lyrik, ein abgeschiedener bezirk, wie behauptet wird, denke ich, ist es, weil wir daran gewöhnt wurden, texte sind offerte keine zwänge, sie lassen uns allein, wenn wir wollen. denkkompositionen, konzeptuelle verfahren, ineinandergreifen von bild und text, aussparungen die sprechen, für zwei monate treten verschiedene poetische formulierungen von sprache in unsere aufmerksamkeiten. der gewohnte blick wird verstellt. die zu erwartenden nachrichten, aufforderungen, mitteilungen, werden ergänzt oder ersetzt. komprimierte spache bis zum äußersten, die sich nicht viel darum schert, wer da kommt und geht und liest. sprachteile, rhythmen, die uns vielleicht, über ein wort, einen satzbruch, versbruch, anziehen, am körper, zu arbeiten, beginnen, im besten fall, sage ich, geht uns ein text etwas an, oszillieren verschiedenster wahrnehmungen, akkustische, visuelle, imaginäre orte werden aufgemacht, manchmal referenzlose partikel oder surreale schärfe LYRISCHE DEPLAZIERUNGEN IN JEDEM FALL UND UNTERSCHIEDLICHE GEBRAUCHSREGELN. dann gibt es noch die kinder, die gedichte auswendig lernen müssen. einige von uns sind davon gekommen.
 

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